Tippen und Wischen laufen händischem Schreiben immer mehr den Rang ab. Doch Menschen wie Luca Bendandi sorgen dafür, dass diese alte Kunst nicht in Vergessenheit gerät. Gerrit Krämer hat ihn in seinem Laden für historische Schreibwaren besucht und mit ihm über seine Passion gesprochen.
Abseits der technisierten Start-up-Hochburg Berlin-Mitte findet sich ein kleines, aber feines Geschäft. Es hat sich auf die Fahne geschrieben, dem händischen Schreiben und den dazugehörigen Produkten ein Denkmal zu setzen. Luca Bendandis Ladengeschäft Inkwell liegt im Bezirk Neukölln. Es fungiert auch als Ausstellungsraum für historische Büromaterialien sowie als Verlag mit angeschlossenem Atelier. Danach gefragt, wie diese Produkte zu seiner Leidenschaft wurden, antwortet er: „Ich habe meinen beruflichen Werdegang als Grafikdesigner gestartet und war schon immer von der Gestaltung von Produkten fasziniert. Das und ein ausgeprägtes persönliches Interesse an historischen Schreibwaren sowie allem, was dazugehört, haben schließlich zu dieser Leidenschaft geführt.“
Alles andere als Standard
Bürobedarfsartikel werden meist in großer Stückzahl aus standardisierten Onlinesortimenten bestellt. Bei Inkwell sehen die Artikel ganz anders aus: einzigartig und abwechslungsreich. Aber wo kommen sie her? „Ich kaufe hauptsächlich bei Sammlern ein. Dafür reise ich um die ganze Welt. Kürzlich habe ich erst einige Artikel in Mexico erstanden“, erläutert Bendandi. Ob er auch auf Flohmärkten in Berlin und Deutschland fündig wird? „Eher nicht. Zu teuer.“ Hin und wieder sei aber Ebay einen Blick wert.
Analog lebe hoch
Computer bestimmen nahezu überall den Büroalltag und das Privatleben. Die Kommunikation ist digitalisiert, Aktenordner und Notizbücher verschwinden zunehmend. Schreiben wird durch Tippen ersetzt. Das alles soll die Arbeit erleichtern, aber viele Menschen fühlen sich dadurch einer höheren Belastung ausgesetzt. „Stifte schaden, im Gegensatz zu Bildschirmen, nicht der Augengesundheit. Sie verbrauchen keine Elektrizität, sind bequem tragbar und leicht zu transportieren“, sagt Bendandi. „Schreiben fördert eine innere Einsicht, im Gegenteil zu einer Aussicht auf eine Scheibe, wie beim elektronischen Tippen oder Wischen.“
Lieblingsstücke
Bendandis Verkaufsschlager sind Notizbücher, Bleistifte und Locher. Alte Locher. Das zeige, dass viele Menschen immer noch gerne Papier verwenden. Ein persönliches Lieblingsstück hat Bendandi nicht: „Ich mag die Geschichte der Entwicklung hinter jedem einzelnen Schreibutensil, das wir hier bei uns im Laden haben. Meine favorisierten Produkte sind Bleistifte. Wegen ihrer Einfachheit und ihrer praktischen Vielfalt. Es sind die kleinen Details, die mich an den einzelnen Stiften faszinieren, wie zum Beispiel leichte Unterschiede bei den Minen.“