August 2020: Arbeit im Sitzen kann ab einer gewissen Dauer und Regelmäßigkeit negative Folgen für die Gesundheit von Beschäftigten haben. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) hat in einer eigenen Übersichtsarbeit zahlreiche Studien zusammengefasst, die die Folgen der sedentären Arbeit näher betrachten.

Sedentäres Verhalten, also lange und wenig unterbrochene Sitzzeiten, erhöht das Risiko für vorzeitige Sterblichkeit, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes. Das belegen zahlreiche Studien. Ein Ziel des von der BAuA erstellten systematischen Reviews ist es, das Risiko sedentärer Arbeit bzw. langer Sitzzeiten am Arbeitsplatz für kardio-metabolische Veränderungen wie Gewichtszunahme, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes besser einschätzen zu können. Zudem wurde überprüft, welche betrieblichen Maßnahmen (Interventionen) dabei helfen können, dieses Risiko zu senken.

Schwierigkeiten bei der Erstellung

Eine Schwierigkeit bestand darin, dass die betrachteten Studien bei der Erfassung von sedentärem Verhalten sehr unterschiedlich vorgingen. Eine aussagekräftige, empirische Zusammenfassung der Studien (Meta-Analyse) war daher nicht möglich. Von den 21 Studien mit akzeptabler Qualität sprechen zwölf für ein erhöhtes Risiko infolge sedentärer Arbeit. Die Studien sind, bezogen auf die Frage, ob Unterschiede zwischen Männern und Frauen bestehen, nicht aussagekräftig. Für Personen mit ungünstigen Gesundheitsprofilen, zum Beispiel Bluthochdruck und Übergewicht, und zusätzlich überlangen Arbeitszeiten scheint das Risiko hingegen erhöht zu sein.

Das Ziel, Sitzzeiten zu reduzieren

Auch in acht der 15 eingeschlossenen Studien zu Interventionen konnten Zusammenhänge zwischen kardio-metabolischen Veränderungen und einer Veränderung des Sitzverhaltens nachgewiesen werden. Die Ergebnisse dieser Interventionsstudien sprechen für den Nutzen betrieblicher Maßnahmen, die auf das Sitz- und Bewegungsverhalten am Arbeitsplatz abzielen. Eine Übersichtsarbeit (Scoping Review) gibt einen Überblick zu Ergebnissen aus bis 2016 veröffentlichten Reviews zu betrieblichen Maßnahmen mit dem Ziel, Sitzzeiten zu reduzieren.

In einem anschließenden systematischen Review wurden aktuelle Einzelstudien (2016 bis 2017) bewertet, in deren Rahmen die Sitzzeiten mithilfe von objektiven Messverfahren, das heißt mit Beschleunigungsmessgeräten, erfasst wurden. Die Studien sprechen dafür, dass Maßnahmen wie höhenverstellbare Schreibtische, Information und Beratung sowie die gleichzeitige Nutzung mehrerer Maßnahmen (Multikomponenten-Interventionen) positive Auswirkungen auf die Sitzzeiten von Beschäftigten haben. Interventionen auf der Ebene der Arbeitsorganisation wurden selten untersucht – die Beweiskraft ist daher unzureichend.

Risiken durch sedentäre Arbeit minimieren

In einem gemeinsamen Workshop mit dem Institut für Public Health der Charité wurden wissenschaftliche Perspektiven und betriebliche Lösungsansätze mit Experten verschiedener Fachrichtungen und Vertretern der arbeitsmedizinischen Praxis diskutiert und dokumentiert sowie Vorschläge für die Planung von Maßnahmen am Arbeitsplatz gemacht. Die Projektergebnisse können als Basis für weitere Forschung, die gesundheitsförderliche Arbeitsgestaltung für Beschäftigte mit vorwiegend sitzender Tätigkeit und die Politikberatung dienen, um langfristig die Gesundheitsrisiken durch sedentäre Arbeit zu verringern.