Im Rahmen eines Pilotprojektes der Plattform MeineRaumluft und des OETI (Institut für Oekologie, Technik und Innovation) wurde in ausgewählten Regionen Österreichs die Luftqualität in Büros untersucht. Es wurden 100 anonyme Messungen in Office-Umgebungen durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen: Es besteht Handlungsbedarf.
Unternehmen in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland konnten sich für die Raumluftmessaktion anmelden. Das Pilotprojekt war auf 100 Büros beschränkt. OETI ist für diese Form der Raumluftmessung nach ISO 16000 Teil 2, 3, 6, 9 und 11 sowie EN 16516 zertifiziert. Die Messaktion wurde vom 16. April bis 17. Juni 2024 durch geschultes technisches Personal durchgeführt. Rechtzeitig zur Heizsaison liegen nun die ausgewerteten Ergebnisse vor.
Ausgangslage
Die Qualität des Raumklimas in Büro- und Arbeitsräumen hat einen erheblichen Einfluss auf Produktivität, Gesundheit und Wohlbefinden der Mitarbeitenden. Trotz dieser Bedeutung wird das Raumklima in Büroräumen häufig vernachlässigt, was nicht nur die Arbeitszufriedenheit mindert, sondern auch gesundheitliche Beschwerden wie das Office-Eye-Syndrom, Erkältungen und damit Kopfschmerzen bis hin zum Krankenstand begünstigen kann.
Das Setting
Zum einen wurden die Bürobeschäftigten nach ihrem individuellen Empfinden der Raumluftbedingungen befragt, zum anderen führten technisch geschulte Mitarbeitende des OETI die Messungen durch. Folgende Werte wurden dabei erhoben: relative Luftfeuchtigkeit, TVOC (Gesamtkonzentration flüchtiger organischer Verbindungen), Formaldehyd und Feinstaub.
Messergebnisse relative Luftfeuchtigkeit
Die ideale Luftfeuchtigkeit in Innenräumen liegt zwischen 40 und 60 Prozent. Liegt der Wert dauerhaft darunter, ist die Luft zu trocken und es kann zu Reizungen der Atemwege, Austrocknung der Schleimhäute und trockenen Augen kommen. Vor allem betroffen davon ist der erste Immunabwehrmechanismus: Der Schleimstrom durch Nase, Bronchien, Ohren und Augen, der durch täglich 2.000 Leer-Schluckvorgänge in den Magen desinfiziert wird, trocknet aus. Bei Sprechberufen, bei denen sich die Stimmbänder millionenfach pro Stunde berühren, kommt es zu Stimmproblemen.
Liegt der Wert dauerhaft darüber, besteht die Gefahr der Schimmelbildung. Die Messungen ergaben, dass in einem Viertel der Büros (25,3 Prozent) die Luft zu trocken war. Dies deckt sich auch mit den Aussagen der Mitarbeitenden, da jeder Fünfte angegeben hat, unter Reizungen der Augen und/oder Atemwege zu leiden.
Messergebnisse TVOC
Die Richtlinie zur Bewertung der Innenraumluft legt Grenzwerte für TVOC fest. Demnach sind in 15 Prozent der Büroräume eine hygienisch auffällige Konzentration (250 bis 500 µg/m3) von TVOC und bei sechs Prozent sogar eine hygienisch bedenkliche Situation (500 bis 1.000 µg/m3) für die Mitarbeitenden durch TVOC gegeben. Mögliche Innenraumquellen für erhöhte Werte sind Produkte und Materialien für den Bau und die Innenausstattung wie Farben, Lacke, Klebstoffe, Möbel etc. Des Weiteren sind Pflege- und Reinigungsmittel sowie das Rauchen zu nennen. Gesundheitliche Auswirkungen können Kopfschmerzen und Konzentrationsstörungen sein. So gaben bei der Erhebung nahezu alle Mitarbeitenden, die in Räumen mit einer hygienisch bedenklichen TVOC-Belastung arbeiteten, an, unter Kopfschmerzen und/oder Konzentrationsproblemen zu leiden. Darüber hinaus können erhöhte Werte auch sensorisch wahrgenommen werden und zu Geruchsbelästigungen führen.
Messergebnisse Formaldehyd
Es gibt eine Vielzahl von Quellen, aus denen Formaldehyd in die Raumluft gelangen kann. Dazu gehören etwa Bodenbeläge, Möbel und Dämmstoffe. Erhöhte Formaldehydwerte konnten in keinem Fall nachgewiesen werden.
Messergebnisse Feinstaub
Zum Schutz der Gesundheit gibt es Grenzwerte für Feinstaub, die sowohl für Außen- als auch für Innenräume gelten. Für die Gruppe der größeren Feinstaubpartikel PM10 mit einem Durchmesser von weniger als 10 µm gilt ein Tageshöchstwert von 50 µg pro Kubikmeter Luft. Dieser Grenzwert darf an maximal 35 Tagen im Jahr überschritten werden.
Für die kleineren Partikel (PM2,5) mit einem maximalen Durchmesser von 2,5 µm sollte der Jahresmittelgrenzwert für PM2,5 bei 25 µg pro Kubikmeter Luft liegen, um eine gesunde Innenraumluft zu gewährleisten. Aufgrund zahlreicher Studienergebnisse hat die WHO den Richtwert bis 2021 auf 5 µg pro m3 gesenkt.
In Büroräumen kann die Feinstaubbelastung um ein Vielfaches höher sein als im Freien. Durch geöffnete oder schlecht abgedichtete Fenster sowie durch Rückstände an der Kleidung gelangen Feinstaubpartikel von außen in die Büroräume. Während die Außenluft mit Frischluft verdünnt wird und Schadstoffe wie Ozon schnell oder langsam (Stickoxide) abgebaut werden, reichert sich der Feinstaub in den Innenräumen an. Hinzu kommen spezifische Feinstaubquellen wie Drucker, Kopierer, Tabakrauch usw., die das Problem verschärfen. Die gute Nachricht ist, dass die Grenzwerte für PM2,5 in keinem Fall und für PM10 nur in einem Fall überschritten wurden.
Fazit
In vielen österreichischen Büros herrschen Raumluftbedingungen, die entweder zu Leistungseinbußen oder zu körperlichen Beschwerden und Krankenständen führen. So geben 72 Prozent der befragten Mitarbeitenden an, Symptome wie Konzentrationsschwäche, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Reizungen der Augen oder Atemwege, trockene Augen etc. zu verspüren bzw. darunter zu leiden. Neben den Angaben der Befragten zu ihrem Befinden und ihren Beschwerden spiegeln sich diese Probleme auch in den gemessenen Werten wider.