Um für die Mitarbeitenden ein gesundes Arbeitsumfeld zu schaffen, setzt das bayerische Fassadenbauunternehmen Seele auf eine Kombination aus Luftbefeuchtung, Frischluftzufuhr und CO2-Monitoring.
Komplexe Gebäudehüllen aus Glas, Stahl, Aluminium und Hightech-Materialien sind das Spezialgebiet der Seele-Unternehmensgruppe. Vom Stammsitz im bayerischen Gersthofen entwickelte sich das Unternehmen zu einem heute weltweit führenden Fassadenbauspezialisten. Internationale Reputation erhielt Seele unter anderem durch die Zusammenarbeit mit Apple: Die Firmenzentrale in Kalifornien zählt ebenso zu den Referenzen wie der berühmte „Apple Cube“ Glaswürfel an der 5th Avenue in New York.
Luftbefeuchtung zunächst verschoben
Für die rund 200 Mitarbeitenden, die in Gersthofen in den technischen Konstruktionsbüros und in der Verwaltung arbeiten, war vor allem zu trockene Luft in den letzten Jahren häufig Grund für Beschwerden: „Meine Kollegen klagten insbesondere im Winter über trockene Augen, Stimmprobleme, Nasenbluten und häufige Atemwegsinfekte“, erinnert sich Erhard Bohn, der als Leiter der Instandhaltung auch für die Gebäudetechnik zuständig ist.
Messungen ergaben Werte weit unter der empfohlenen Mindestluftfeuchte von 40 Prozent. Bei der Suche nach technischen Lösungen schieden mobile Standgeräte zur Luftbefeuchtung aufgrund hygienischer Bedenken und hohem Betriebsaufwand aus. Eine zentrale Befeuchtung über den Lüftungskanal war technisch nicht möglich. Für Erhard Bohn blieb nach umfangreicher Recherche eine Direkt-Raumluftbefeuchtung mit Hochdruckdüsen als geeignete Lösung übrig: „Die spür- und sichtbare Verbesserung des Raumklimas und die flexible Positionierung sind große Vorteile dieser Befeuchtungsvariante. Das Projekt einer zusätzlichen Luftbefeuchtung wurde jedoch zunächst nicht umgesetzt, auch wegen bestehender Skepsis zur Hygiene.“
Corona gab den Ausschlag
Die Entscheidung zur Nachrüstung einer Luftbefeuchtungsanlage fiel bei Seele schließlich kurz nach dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020. „Mit Beginn der Covid-19-Pandemie haben wir uns intensiv mit dem Risiko von Atemwegsinfektionen durch Aerosole beschäftigt und gelernt, welchen Einfluss eine zu geringe Luftfeuchte auf die Immunabwehr und die Virusverbreitung haben kann. Das hat den Ausschlag gegeben“, bringt Erhard Bohn die finale Entscheidung auf den Punkt.
Seit Ende 2020 ist bei der Seele GmbH das Direkt-Raumsystem NanoFog vom Luftbefeuchtungsanbieter Condair Systems im Einsatz. Über 30 kleine Hochdruckdüsen-Luftbefeuchter geben beim Unterschreiten des Sollwertes von 45 Prozent relativer Luftfeuchte einen feinen Sprühnebel an die Raumluft der überwiegend als Open Space gestalteten Bürobereiche. „Unsere anfänglichen Zweifel hinsichtlich Hygiene und Keimfreiheit konnte der Hersteller vollständig beseitigen: Das System erfüllt mit der Zertifizierung nach VDI 6022, Blatt 6 und dem Prüfzeichen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) den höchsten Sicherheitsstandard in Deutschland.“, unterstreicht Erhard Bohn die Unbedenklichkeit der Anlage.
Maßgeblich für die hohe Betriebssicherheit ist die systemeigene Wasseraufbereitung: Über eine mehrstufige Filterung, ein Umkehrosmose-System und eine UV-C-Bestrahlung wird kontinuierlich keimfreies Wasser für die Luftbefeuchtung produziert. Zur einfachen Wartung ist die Wasseraufbereitung in mobile Kleincontainer eingebaut, die halbjährlich automatisch vom Hersteller getauscht werden. Für das Team von Erhard Bohn ist dies ein wesentlicher Vorteil: „Der Container-Austausch ist in wenigen Minuten erledigt und gibt uns große Sicherheit, dass alles sicher und hygienisch funktioniert. Ich habe selten eine technische Anlage betreut, die so durchdacht ist.“
Frischluft und CO2-Monitoring
Um die Gesundheit der Mitarbeitenden vor Covid-19 und anderen Atemwegsinfektionen zu schützen, hat das Unternehmen zusätzlich zur Luftbefeuchtung auch in andere Maßnahmen investiert. „Unser Ziel ist es, die Ansteckungsgefahr auf ein Minimum zu reduzieren, indem wir das Raumklima ganzheitlich betrachten und optimieren. Dieses Konzept hat dazu geführt, dass wir während der Pandemie nur verhältnismäßig wenig Personal im Homeoffice hatten“, erläutert Erhard Bohn. Neben der optimierten Luftfeuchte, die im Winter konstant auf 45 Prozent und im Sommer auf 55 Prozent geregelt wird, ist vor allem der Frischluftanteil von großer Bedeutung. Kenngröße dafür ist die Luftwechselrate, die beschreibt, wie oft die in einer Stunde zugeführte Frischluftmenge dem Raumvolumen entspricht.
Wirkungsvolles Klimakonzept
Möglichst viel Frischluft in den Raum zu lassen, ist eine der wirksamsten Methoden, virushaltige Aerosole aus Innenräumen zu entfernen. Je mehr Frischluft, desto stärker werden die virenbeladenen Aerosole in der Raumluft verdünnt. Über ein neues Belüftungssystem steuert Seele seit Beginn der Pandemie einen zwei- bis dreifachen Luftwechsel in den Büroflächen.
Im Vergleich zu vorher wird dadurch über die Belüftung fast das Doppelte an Frischluft pro Stunde den Arbeitsplätzen zugeführt. Um ein Absinken der relativen Luftfeuchte zu verhindern, ist das Luftbefeuchtungssystem auf den erhöhten Frischluftanteil abgestimmt und befeuchtet digital gesteuert die benötigte Menge nach. Um jederzeit die Wirksamkeit der Maßnahmen und das aktuelle Niveau der Luftqualität zu überwachen, ist zusätzlich ein CO2-Monitoring in die Gebäudeautomation integriert. Der CO2-Wert gibt an, wie gut die Räume belüftet sind. Mit einer durchschnittlichen CO2-Konzentration von 450 bis 500 ppm (parts per million) ist die Luftqualität bei Seele deutlich besser als der empfohlene Grenzwert von 1.000 ppm.