Im Oktober 2020 haben wir Band eins der OFFICE PIONEERS veröffentlicht, das erste Buch in der 25-jährigen Geschichte unseres Fachverlages. Die erste Auflage war bereits nach drei Monaten vergriffen. Mit einer solchen Nachfrage hatten wir nicht gerechnet. Sicher waren dafür die renommierten Autoren und ihre interessanten Inhalte verantwortlich, zusätzlich vielleicht aber auch die besonderen Umstände. Die meisten Beiträge wurden im zweiten Quartal 2020 geschrieben, das pandemiebedingt vom ersten Corona-Lockdown und einer weitgehenden Flucht ins Home-Office geprägt war. Obwohl sich die Bürowelt schon seit etwa drei Jahrzehnten in einem grundlegenden Wandel befindet, stellte sich im Jahr 2020 mehr denn je die Frage nach der Zukunft von Büros und Büroarbeit.
Aufgrund des positiven Feedbacks entschieden wir uns nicht nur für eine zweite Auflage, sondern auch – was eher unüblich ist – für diesen zweiten Band. Wir freuen uns sehr, Ihnen nach 46 Beiträgen von 58 Autoren nun weitere 48 Beiträge von 68 Autoren vorlegen zu können. Bei Letzteren handelt es sich in erster Linie wieder um profilierte Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Wirtschaft: Experten, Forscher, Berater, Architekten, Planer, Hersteller, Händler. Dieses Mal äußern sich auch zwei Vertreter der Politik.
Die Beiträge dieses zweiten Bandes wurden etwa zehn Monate später als die für den ersten Band verfasst. Die Einschätzungen fallen im Allgemeinen nicht grundlegend anders aus. In einigen Details jedoch scheinen sich die längere Erfahrung mit der Wirtschaftskrise und dem Home-Office-Gebot sowie eine aufkeimende Hoffnung angesichts von immer mehr Geimpften und Genesenen bemerkbar zu machen.
Die erste Euphorie darüber, dass das Arbeiten im Home-Office besser funktioniert als gedacht, ist verflogen. Zu dauerhafter Heimarbeit rät kaum noch jemand. Weiterhin wird jedoch eine hybride, multilokale Zukunft der Büroarbeit erwartet. Aufgrund der Schattenseite, die die sogenannte mobile Arbeit offenbart hat, allerdings nur noch in einem geringeren Maße als zunächst geglaubt und gehofft.
Vielmehr wird nun der Wert des Büros betont, seine große Bedeutung für die Arbeit im Team, den informellen Austausch und die Identifikation mit dem Unternehmen. Vielen fehlt das Office als Ort der Begegnung und Zusammenarbeit – als „Lagerfeuer“, „Werkstatt“ und „Heimat“, vielen auch als Ort für konzentrierte Alleinarbeit.
Home-Office und „Office-Home“ müssen aber nicht als Gegensätze verstanden werden. Hier geht es nicht um ein Entweder-oder, sondern ein Sowohl-als-auch. Das Heimbüro eignet sich bei manchen als natürliche Ergänzung des Firmenbüros, als Zweit- oder gar Erstarbeitssitz. Wichtig wird in Zukunft eine größere Wahlfreiheit sein – ganz individuell jeweils den Ort für seine Arbeit wählen zu können, an dem man gerade besser und produktiver sein kann. Und auch dies zeichnet sich nun noch deutlicher ab: Das Büro wird weiter bestehen, allen Unkenrufen zum Trotz.
Ich danke unseren Autoren herzlich für ihre Beiträge. Ihre Ideen, Beispiele, Argumente und Schlussfolgerungen zielen auf eine bessere Büroarbeit ab. Ein neuer Weg entsteht aber nur, indem man ihn geht. Deshalb hoffe ich auf viele, die sich diese Einschätzungen zu eigen machen und umsetzen.
Vielen Dank an Falk Flach für die Gestaltung. Besonderer Dank für die Mitwirkung gilt wieder Tobias Meier, Gerrit Krämer, Paul Svihalek und Christian Marx, den Mitarbeitern des PRIMA-VIER-Verlags. Und ein ganz lieber Dank geht erneut an Claudia, Frieda und Willem.
Robert Nehring
Juli 2021