Eine Studie vom Forschungsinstitut Oxford Economics zeigt, dass die Lärmbelastung in Großraumbüros gravierende Ausmaße angenommen hat. Demnach haben sich die Bedingungen seit der ersten Erhebung aus dem Jahr 2015 deutlich verschlechtert.
Die Mehrheit der vom Forschungsinstitut Oxford Economics im Auftrag des Headsetherstellers Plantronics befragten Führungskräfte und Angestellten berichten, dass sie an ihrem Arbeitsplatz nahezu konstant Lärm ausgesetzt sind und für Meetings oder konzentriertes Arbeiten kaum Rückzugsmöglichkeiten haben. Die Bedingungen sind nachweislich schlechter als noch vor drei Jahren. Dabei gibt es weiterhin große Diskrepanzen zwischen dem, wie Führungskräfte und Angestellte dieses Problem wahrnehmen: Nur ein Prozent der befragten Mitarbeiter (gegenüber 20 Prozent aus dem Jahr 2015) gab an, keine Maßnahmen gegen Lärm und Ablenkung ergreifen zu müssen, um konzentriert und fokussiert arbeiten zu können. Fast zwei Drittel der befragten Führungskräfte (wie auch im Jahr 2015) glauben, dass ihre Mitarbeiter über die notwenigen Mittel verfügen, um sich vor Lärm und Ablenkung am Arbeitsplatz zu schützen. Dem stimmen aber nur 29 Prozent der Angestellten zu (gegenüber 41 Prozent zum Jahr 2015).
Mitarbeiter widersprechen Chefs: Akustik nicht gut
In Deutschland sind die Unterschiede noch gravierender: 64 Prozent der Führungskräfte behaupten, dass ihre Angestellten ausreichend Mittel zur Verfügung haben, um Lärm und Ablenkung zu entgehen. Zustimmung finden sie lediglich von 14 Prozent der Mitarbeiter. Dies hat zur Folge, dass Angestellte selbst aktiv werden und Maßnahmen ergreifen müssen: Drei Viertel der befragten Mitarbeiter weltweit wie in Deutschland gaben an, einen Spaziergang an der frischen Luft zu machen, um anschließend konzentriert und effektiv arbeiten zu können. Ein Drittel greift auf Headsets mit Active-Noise-Cancelling zurück, um Lärm und Ablenkung zu reduzieren.
Lärmbelastung senkt Produktivität
Die Ergebnisse zeigen weiter, dass Lärm und Ablenkung das Wohlbefinden, die Produktivität und sogar die finanzielle Leistungsfähigkeit des Unternehmens beeinträchtigen. Führungskräfte bieten jedoch nicht genügend Unterstützung zur Behebung dieses Problems: 63 Prozent der Mitarbeiter gaben an, keinen Rückzugsort für konzentriertes Arbeiten zur Verfügung zu haben, was sich negativ auf ihre Produktivität, Zufriedenheit und ihr Wohlbefinden auswirkt. Dieses Problem bestätigten nur 17 Prozent der deutschen Befragten. Beinahe alle befragten Führungskräfte weltweit wie in Deutschland schätzen die Produktivität ihrer Mitarbeiter als entscheidend für den finanziellen Erfolg ihres Unternehmens ein. Davon sieht nur ein Drittel der Befragten einen direkten Zusammenhang zwischen der Lärmbelastung und der Produktivität ihrer Mitarbeiter. Nur sechs Prozent der Führungskräfte weltweit wie in Deutschland gaben an, die Büros ihrer Mitarbeiter mit Tools und Geräten zur Lärmreduzierung ausgestattet zu haben.
Millennials wollen ruhiges Arbeitsumfeld
Laut der Studie sind Millennials, also Personen im Alter von 22 bis 36 Jahren, eher an offene Büros gewohnt als ihre älteren Kollegen. Vermutlich geht dies mit der starken Verbreitung von Großraumbüros in den vergangenen Jahren einher. So ist es wahrscheinlich, dass Millennials ihre ersten Karriereschritte in einem solchen Umfeld machten. Trotzdem zählen sie zu den Ersten, die die Herausforderungen von Großraumbüros bewusst wahrnehmen und diesen anders gegenübertreten als ihre älteren Kollegen: Während 30 Prozent ihrer älteren Kollegen angaben, ein geräuschintensives Arbeitsumfeld als anregend zu empfinden, bestätigen nur neun Prozent der Millennials diese Aussage. Nur etwas mehr als ein Drittel der Millennials ist mit der Gestaltung ihres Büros zufrieden. Unter den älteren Mitarbeitern ist es fast die Hälfte der Befragten. Fast 90 Prozent der Millennials sind der Ansicht, dass es Aufgabe des Unternehmens ist, Maßnahmen zur Bewältigung von Lärm, Ablenkung und Informationsüberlastung zu ergreifen. Unter den Älteren stimmen 75 Prozent dieser Perspektive zu. 84 Prozent der Millennials ziehen einen Spaziergang dem Aufenthalt in den büroeigenen Pausenräumen und an Ruheorten vor, um sich anschließend besser konzentrieren zu können. Nur 63 Prozent ihrer älteren Kollegen bevorzugen dieses Mittel.
Erfolgreiche Unternehmen achten auf Raumakustik
Die Studie zeigt einen Zusammenhang zwischen dem Umsatzwachstum und der Art und Weise, wie Unternehmen die Gestaltung der Arbeitsumgebung ihrer Mitarbeiter angehen. Mehr als drei Viertel der Führungskräfte in Top-Unternehmen (mit einem Umsatzwachstum von über zehn Prozent und niedriger Fluktuation) geben an, dass die Raumakustik und die Lärmminimierung essenziell für den finanziellen Erfolg ihrer Organisation sind. Zudem führen sie an, proaktiv gegen Lärm und Ablenkung in ihren Büros vorzugehen: Umsatzstarke Unternehmen stellen ihren Angestellten häufiger Tools zur Verfügung, um sich vor Lärm und Ablenkung zu schützen. Zudem bieten sie Rückzugsmöglichkeiten für konzentriertes Arbeiten. Unter den Führungskräften umsatzstarker Unternehmen glauben nur 28 Prozent, dass Mitarbeiter eine laute Umgebung als anregend empfinden. Bei den befragten Führungskräften der anderen Unternehmen sind es 50 Prozent.