Die Mund-Nasen-Bedeckung bestimmt weite Teile unseres Alltags. Das stellt uns vor Herausforderungen, die sich gar nicht bewusst machen. Unsere Kommunikation wird durch die Maske massiv erschwert. Die Gründe dafür erläutert Kevin Oppel vom Terzo-Institut für angewandte Gehörforschung.
In den letzten Monaten hat Corona das Leben aller Menschen auf verschiedenste Weise beeinflusst. Die Inzidenz-Werte verstärkten sich seit Herbst erneut, die zweite Welle traf pünktlich zur klassischen Erkältungszeit ein. Ob die Entwicklung wellenförmig oder statisch weiter verlaufen wird: Abstandsregeln sowie das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung – so viel dürfte allen klar sein – werden uns noch über einen längeren Zeitraum begleiten.
Ein Stück Stoff gegen Viren (und die Mimik)
Uns ist oft nicht bewusst, dass wir kontinuierlich die Gesichtsregungen unserer Gesprächspartner aufnehmen und diese bewerten. Bedecken wir große Teile des Gesichts, wie beim Gebrauch einer Mund-Nasen-Bedeckung, sehen wir nur noch die Augen. Nahezu alle weiteren Gesichtsregungen, die unsere Mimik ausmachen und Emotionen transportieren, sind nicht mehr sichtbar. Es wird dann ungleich schwieriger, sein Gegenüber zu verstehen und einzuschätzen.
Lippenbild für funktionierende Kommunikation
Für Menschen mit Hördefizit äußert sich das fehlende Mundbild besonders drastisch. Es wird fast unmöglich, den anderen zu verstehen. Hörgeschädigte sind auf das Lippenbild angewiesen – unabhängig davon, ob sie bereits mit Hörgeräten versorgt sind oder (noch) nicht. Für sie verändert sich das soziale Leben durch die Maskenpflicht viel tiefgreifender als für „normal Hörende“. Und: Ihre Kommunikation wird zusätzlich erschwert. Nach einigen Wochen fanden sich zwar vereinzelt Masken mit Sichtfenster im Mundbereich – eine Erleichterung, aber längst keine nachhaltige Lösung (für Menschen mit behandelbarer Hörminderung).
Dämpfung um fast 12 dB durch FFP2-Maske
Die publizierte Studie How do medical masks degrade speech perception zeigt, dass eine Maske wie ein Sprachfilter wirkt: Töne und Sprache werden beeinträchtigt, das Hören und Verstehen komplexer bis unmöglich. Eine herkömmliche medizinische Maske reduziert die hohen Frequenzen (2 kHz bis 7 kHz) um 3 bis 4 Dezibel (dB), eine N95- bzw. FFP2-Maske sogar um fast 12 dB – das entspricht ungefähr dem Rascheln von trockenem Laub, durch das man läuft. Die in vielen Geschäften als ergänzende Schutzmaßnahme aufgestellten Plexiglaswände minimieren das Hören und Verstehen durch die Schalldämpfung zusätzlich. Auch dies sollten wir stets berücksichtigen.