Das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) hat eine Metastudie zur Wirkung raumpsychologischer Faktoren veröffentlicht. Ein untersuchter Aspekt in der Studie ist die Raumakustik in Büroräumen.
Raumakustik soll eine angenehme akustische Atmosphäre schaffen. Doch meist wird dieses Ziel in Büros nicht erreicht. Eine Umfrage mit 20.000 Teilnehmern, die in der Metastudie des Fraunhofer IAO dargestellt wird, ergab, dass ein Viertel der berufstätigen Deutschen Lärm auf der Arbeit als unangenehm empfindet. Da Lärm als größter Verursacher von Stress, vor allem in offenen Büros, gilt, kann dieser die Gesundheit der dort arbeitenden Menschen beeinträchtigen.
Lärm erzeugt Stress beim Arbeiten
Lärm führt laut der Studie ebenfalls zu Unzufriedenheit bei Büroangestellten, da sie dadurch ihre Tätigkeiten unterbrechen müssen. Dies hat Arbeitsstress zur Folge. Infolge einer andauernden Lärmbelästigung ist „eine Gefährdung der physischen Gesundheit nicht ausgeschlossen“. Das kann zu einer Leistungsminderung von bis zu 40 Prozent führen. Darüber hinaus können durch ein Arbeitsumfeld, das die Produktivität mindert, Zusatzkosten entstehen. Daher ist eine Umgebung, in der sich die Mitarbeiter akustisch wohlfühlen, unumgänglich.
Akustisches Wohlbefinden abhängig von Bürostruktur
Jede Bürostruktur hat ihre eigenen akustischen Eigenschaften. Diese werden wiederum von der Anzahl der Mitarbeiter im Büro sowie den konkreten architektonischen und funktionalen Eigenschaften der Büroräume beeinflusst. Schwedische Wissenschaftler haben den Zusammenhang zwischen verschiedenen Bürostrukturen und den entsprechenden akustischen Zuständen untersucht. Dafür wurden insgesamt 469 Berufstätige von 26 Organisationen befragt, wie sie ihr Wohlbefinden in unterschiedlichen Büroumgebungen einschätzen.
Die Ergebnisse zeigen, dass Mitarbeiter in Einzelbüros die höchste akustische Behaglichkeit empfinden. Nur 16 Prozent der befragten Mitarbeiter, die im Einzelbüro sitzen, fühlen sich von Hintergrundgeräuschen abgelenkt. Im Großraumbüro hingegen ist der Anteil von abgelenkten Mitarbeitern am größten. Dementsprechend haben solche Mitarbeiter die geringste akustische Privatsphäre, während Befragte im Einzelbüro die höchste Privatsphäre für ein Gespräch erleben.
In einer anderen Studie wurde herausgefunden, dass die subjektive Lärmbelastung von der Anzahl der im Raum anwesenden Personen abhängig ist. In Großraumbüros ist die subjektive Lärmbelastung ausgeprägter als in kleinen Büros. Als größte Störung wird der von Kollegen ausgehende Lärm empfunden. Dennoch gibt es in Großraumbüros einen positiven Nebeneffekt: Die dortigen Angestellten entwickeln während der Arbeit mehr Ideen, haben mehr Abwechslung, Spaß und Erfolgserlebnisse. Auch soziale Kontakte können im Großraumbüro einfacher geknüpft und gestärkt werden. In kleineren Büroformen ist dagegen der Zusammenhalt zwischen Kollegen höher.
BUCHTIPP:
Die Metastudie „Raumpsychologie für eine neue Arbeitswelt = Environmental Psychology for a New World of Work“, deutsch/englisch, von Wilhelm Bauer (Hg.), Yue Pan und Stefan Rief kann im Webshop des Fraunhofer IAO für 34 € bestellt werden.
Hinweis: Der Beitragstext enthält Auszüge aus der Metastudie „Raumpsychologie für eine neue Arbeitswelt = Environmental Psychology for a New World of Work“ vom Fraunhofer IAO aus dem Jahr 2019.